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Geschichtliches

Das 60-Jahr-Jubiläum 2011 nahmen wir zum Anlass, eine eigene Chronik zu erstellen. Diese könnt ihr euch hier ansehen:

Geschichtliches

Die Landjugend wurde in den 50er-Jahren gegründet. Die Arbeitsschwerpunkte des damaligen "Ländlichen Fortbildungswerkes" lagen klar in der fachlichen Weiterbildung der bäuerlichen Jugend. In den 80er-Jahren kam es durch die Aufnahme von Mitgliedern aus dem nichtbäuerlichen Bereich zu einer Trendwende, die sich auch in der Umbenennung der Organisation auf "Landjugend Österreich" widerspiegelte. Mit der Öffnung der Gemeinschaft erweiterte sich auch das Programmspektrum erheblich.

 

Die 40er-Jahre: Viele Muster für die ersten Anfänge

Sofort nach Wiederherstellung der Republik Österreich und in Kraft treten der österreichischen Rechtsvorschriften über die landwirtschaftliche Berufsvertretung nach dem Stand von 1933 wurde mit dem Wiederaufbau des landwirtschaftlichen Organisationswesen begonnen. Die Landwirtschaftskammern wurden wiedererrichtet und somit auch die Landjugendorganisationen neu- oder wiedergegründet. Dabei folgte man in den einzelnen Bundesländern durchaus verschiedenen Organisationsmustern, eine Vorgangsweise, die in der verfassungsgemäßen Eigenständigkeit der Bundesländer begründet ist und die sich im Bereich der Land- und Forstwirtschaft und ihrer Organisationen besonders deutlich auswirkt. Ebenso spielte in der Gründerzeit der Landjugendorganisationen auch die Lage des jeweiligen Bundeslandes in einer der vier Besatzungszonen durchaus eine Rolle.

 

Die 50er-Jahre: Auf der Suche nach einem gemeinsamen Dach

Anfang der 50er-Jahre existierten bereits in acht Bundesländern Landjugendorganisationen mit mehr oder weniger enger organisatorischer Bindung an die Landwirtschaftskammern. Eine engere Zusammenarbeit untereinander bestand zunächst nicht. Der Koordinierungsbedarf führte zu den ersten gemeinsamen Besprechungen der Landjugendorganisationen auf Bundesebene. Auch bei den Jugendorganisationen der Kirchen, Gewerkschaften und Parteien war es in den Nachkriegsjahren zur Gründung nationaler Dachorganisationen gekommen. 1953 schlossen sich österreichweit tätige Jugendorganisationen zum Österreichischen Bundesjugendring als gemeinsame Interessensvertretung auf Bundesebene zusammen. Dieser Zusammenschluss der Jugendorganisationen war ausschlaggebend für die Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Landjugendfragen am 10. Mai 1954 in Graz. Man entschied sich für die Rechtsform eines Ausschusses der Präsidentenkonferenz. Für eine Aufnahme in den Österreichischen Bundesjugendring war diese Konstruktion jedoch – mangels eigener Rechtspersönlichkeit – nicht ausreichend.

 

Die 60er-Jahre: Weiterbildung bringt Erfolge

Von der neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft für Landjugendfragen gingen starke Impulse für die außerschulische, berufliche Weiterbildung in der Land- und Forstwirtschaft aus. Von Anfang an lagen die Schwerpunkte auf der Entwicklung eines jugendgemäßen Weiterbildungsangebotes mit Weiterbildungskursen, Projekten und fachlichen Wettbewerben, in der Aus- und Weiterbildung von ehrenamtlichen Führungskräften von Orts- bis Bundesebene und in der Erschließung erster internationaler Kontakte zu den Jugendorganisationen in Europa und Übersee. Erste Erfolge bei internationalen Wettbewerben stärkten das Selbstbewusstsein der jungen Organisation. In den Landesorganisationen war von vornherein die gleichberechtigte Vertretung der Mädchen und Burschen gegeben, was auch im Jahr 1966 in der Arbeitsgemeinschaft für Landjugendfragen auch auf Bundesebene verwirklicht worden ist.

 

 

Die 70er-Jahre: Auf dem Weg zur größten Jugendorganisation im ländlichen Raum

Der erfolgreiche Organisationsausbau in den 50er- und 60er-Jahren führte zu einem flächendeckenden Netz von Landjugendgruppen in ganz Österreich. Die aus der Gründungsgeschichte verständlichen Eigenheiten der Landesorganisationen traten zunehmend in den Hintergrund, ein gesamtösterreichisches Landjugend-bewusstsein festigte sich. Damit waren auch die Voraussetzungen für die Schaffung einer eigenen Rechtspersönlichkeit gegeben, die durch die Gründung des Vereins "Österreichische Landjugend" 1972 zum Ausdruck kam. Die Arbeitsgemeinschaft für Landjugendfragen blieb als Fachausschuss der Präsidentenkonferenz weiterhin bestehen und konzentrierte sich auf die Koordinierung und Förderung der fachlichen Weiterbildungsprogramme für die Landjugendmitglieder. Der Verein "Österreichische Landjugend" übernahm hingegen die Funktionen einer Dachorganisation auf Bundesebene. Reibungsverluste zwischen den beiden Organisationsschienen wurden durch die zwar nicht institutionell verankerte, aber stets beibehaltende Personengleichheit der Führungsgremien erfolgreich vermieden.

 

Die 80er-Jahre: Brückenbauer zwischen Bauern und Konsumenten

In den 80er-Jahren konnte die Landjugend ihre Rolle als Brückenbauer zwischen Landwirten und Konsumenten ausbauen. Die landwirtschaftlichen Wurzeln und die zunehmende Anzahl junger Mitglieder ohne landwirtschaftliche Herkunft sorgten in vielen Gruppen für eine intensive Diskussion zur Rolle der Landwirtschaft in der Gesellschaft. Bereits 1980 wurde unter dem Schwerpunkt "Landwirtschaft ist Leben" auf die Bedeutung der Bauern für die ländliche Gesellschaft hingewiesen. Die Aktivitäten reichten bis zur Organisation des "Tages der offenen Tür am Bauernhof". Im Zuge dieser Aktion wurden erstmals in einer abgestimmten Aktion die Türen der Bauernhöfe für Konsumenten geöffnet. Mit dieser Aktion wurde ein langfristig bedeutender neuer Tätigkeitsbereich in der Landjugendarbeit aufgenommen. Bis heute hat die Landjugend als Vermittler bäuerlicher Werte, Lebensweisen und Kultur eine wichtige Rolle in der ländlichen Jugend. Mit dieser neuen strategischen Rolle einer breiten ländlichen Jugendorganisation mit bäuerlichen Wurzeln hat die Landjugend den sozialen Wandel der 80er Jahre hervorragend gemeistert.

 

Die 90er-Jahre: Landjugend bewältigt den sozialen Wandel

Die Veränderung der Mitgliederstruktur hat auch Auswirkungen auf die Inhalte der Landjugend. Der landwirtschaftliche Bereich ist zu einem von mehreren bedeutenden Schwerpunkten der Landjugendarbeit geworden. Die Landjugend ist in vielen Dörfern aus dem Vereinsleben nicht mehr wegzudenken. Die Landjugend setzt dabei Akzente vom Bildungs- bis zum Freizeitbereich. Zahlreiche Gruppen zeigen ihre Verbundenheit zum ländlichen Bereich durch die Pflege und Gestaltung des Brauchtums. In den letzten Jahren ist die Globalisierung in allen Bereichen fortgeschritten. Die Landjugend hat trotz des raschen gesellschaftlichen Wandels die Ziele der Organisation und den Kontakt zu den Mitgliedern nicht aus den Augen verloren und kann so gesamtheitliche Jugendarbeit im ländlichen Raum leisten. Dafür wurde die Landjugend 1992 in den Bundesjugendring aufgenommen.

 

Das neue Jahrtausend: Aufbruch in ein vereintes Europa

Mit der Jahrtausendwende hat sich die Landjugend als moderne Jugendorganisation positioniert, die sich ihrer landwirtschaftlichen Wurzel bewusst ist. Ca. 90.000 Mitglieder sind der Beweis dafür, dass es gelungen ist, zu jeder Zeit für die Mitglieder die richtige Sprache zu finden, das richtige Angebot zu bieten und entsprechend zu motivieren. Noch immer stehen die Aus- und Weiterbildung sowohl im persönlichen als auch im fachlichen Bereich, aber auch die aktive und gemeinsame Freizeitgestaltung im Vordergrund. Durch dieses Erfolgskonzept ist die Landjugend bis heute noch die größte Jugendorganisation im ländlichen Raum. Die internationalen Aktivitäten haben durch den europäischen Einigungsprozess an Bedeutung gewonnen. So wurden von der Landjugend Österreich im Jahr 2001 die Pflügereuropameisterschaft im Drehpflügen und im Jahr 2002 die European Rally des Europäischen Landjugendverbandes (ECYF4HC) veranstaltet. Im Jahr 2003 wurde unter der Federführung der Landjugend Österreich vom Europäischen Rat der Junglandwirte (CEJA), der europaweit mehr als 1 Mio. Junglandwirte vertritt, ein Seminar in Eisenstadt abgehalten. Dabei wurde eine gemeinsame Position über die zukünftige Agrarpolitik erarbeitet und einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Mehr als 70 europäische und 200 österreichische Junglandwirte haben sich dabei aktiv beteiligt. Weiters erfolgte im Jahr 2003 die Übersiedlung des Büros des Europäischen Landjugendverbandes nach Wien. Mit Sabine Klocker und Franz Fensl sind darüber hinaus zwei Landjugendmitglieder aus Österreich im Vorstand tätig. Durch das internationale Austauschprogramm yoin (young & international) konnten in den letzten Jahren viele Jugendliche wichtige Erfahrungen auf landwirtschaftlichen Betrieben im Ausland sammeln. Den Mitgliedern wird dabei einerseits finanzielle Unterstützung und andererseits professionelle Betreuung geboten.